Hey Leute!

Gelegentlich werde ich darauf angesprochen: Die Art, wie ich die Magie des Abgrunds geschrieben habe. Wortwörtlich. Ich spreche nämlich nicht von dem eigentlichen Roman, sondern von dem namensgebenden Abgrund – dem mysteriösen Nichts, das die Stadt Erydanne umschließt.

Aber was genau ist die Magie des Abgrunds? Warum weiß niemand in Erydanne Antworten auf eigentlich sehr wichtige Fragen dazu? Und was haben die Illuminaten damit zu tun?

(Falls ihr das Buch noch nicht gelesen habt, will ich an dieser Stelle eine Spoilerwarnung aussprechen. Aber nur vorsichtshalber. Ich will versuchen, Spoiler zu vermeiden.)

Was ist denn ein Abgrund?

Wie Leser des Buches wissen, spielt die gesamte Handlung in der schwebenden Stadt Erydanne. Die Stadt selbst steht auf einem Netzwerk aus schwebenden Felsen, die teilweise eine Verbindung ins weitaus tiefer liegende Erdland haben. Umschlossen wird Erydanne von leerer Luft – und einem seltsamen Nichts, das sich Abgrund nennt. Die wenigen magiekundigen Figuren im Buch können es spüren. Es ist eine mysteriöse Entität, die nicht nur die notwendige magische Kraft für Kunststückchen liefert, sondern auch die Stadt selbst im Himmel hält und gelegentlich sehr ungesunde Einflüsse auf die Bürger der Stadt ausübt.

Erydanner stehen dem Abgrund deshalb mit Vorsicht gegenüber, aber sie tolerieren ihn, so gut es geht. Trotzdem ist nur sehr wenig über seine Funktionsweisen bekannt.

Das war natürlich Absicht von mir. :D

Geheimnisvolle Magiesysteme

Seit ich Bücher veröffentliche, habe ich einige interessante Beobachtungen gemacht. Darunter unter anderem: Einige Leute mögen es, Erklärungen für absolut alles zu erhalten, was im Buch passiert. Das artikulieren sie in ihren Bewertungen auch deutlich – meistens, weil für ihren Geschmack nicht genug erklärt wurde.
Das ist natürlich eine valide Meinung, aber ich weiß, dass das insbesondere in Deutschland ein Phänomen ist. (Wenn man Rezensionen aus anderen Ländern liest, erkennt man schnell, dass zum Beispiel die Amerikaner in vielen Belangen etwas anders ticken. Das ist aber eine andere Geschichte, die einen eigenen Artikel verdient hätte.)

Der Abgrund ist flapsig gesagt ein Teil des Magiesystems von Erydanne, und zwar der Teil davon, von dem die Magie kommt. Das System selbst, das Binden, wird im Buch ausführlich erklärt – aber der Abgrund nicht.
Warum?

In den Abgrund

Das Wichtigste, was man über den Abgrund wissen muss, ist Folgendes: Er ist nicht dazu gedacht, zu 100 Prozent verstanden zu werden. Nicht einmal die Figuren, die sich am längsten mit ihm beschäftigt haben, wissen alles über ihn – und werden wahrscheinlich auch nie alles über ihn erfahren.
Warum? Es gibt nur sehr wenige Personen in Erydanne, die seine Macht überhaupt nutzen können (und zwar exakt zwölf) – und davon tut es auch nur ein kleiner Anteil. Das Konzept, den Abgrund für sich arbeiten zu lassen, ist für die meisten Erydanner völlig unbekannt.
Sagen wir also, dass wir zwölf Magier haben, sechs davon wissen, dass sie Magier sind, und drei oder vier sich ernsthaft damit auseinandersetzen. Vier von Tausenden Erydannern, die gar nicht wissen, dass es die Magie des Abgrunds überhaupt gibt.
Kein Wunder, dass die Abgrundforschung kein breites Gebiet ist, oder?

Nun könnte man als Autor sicherlich sagen: „Ja, ist mir wurst, das kann ich trotzdem irgendwie erklären.“ Ich mochte allerdings den Gedanken, es nicht zu tun, weil es sich für mich besser in das mittelalterliche Setting einfügt. Erydanne ist eben keine moderne Welt und für sehr viele Dinge, die in der Stadt geschehen, wurde bisher keine Erklärung entdeckt.
Ich mag Bücher sehr, in denen man eingeladen wird, selbst Theorien aufzustellen und sich Gedanken darum zu machen, warum die Dinge so sind, wie sie sind. Der Abgrund ist genau das – etwas Geheimnisvolles, von dem man nicht weiß, ob es gut oder böse ist. Oder ob man es überhaupt in solche Kategorien einordnen kann.

Ich verstehe aber gut, dass das nicht jedermanns Sache ist. ;)