Wer Autor ist und noch einen Vollzeitjob hat, kennt es wahrscheinlich: Man kommt nach Hause, ist kaputt, hat vielleicht Kopfschmerzen, und der Computer lächelt schon diabolisch vom Schreibtisch zu einem hinüber. Ja. Da war noch was. Es müssen noch Wörter zum neuen Manuskript hinzugefügt werden. Nun gibt es Tage, an denen man berechtigt keine Zeit oder Lust dazu hat, aber die Arbeit macht sich auch nicht von allein und das schlechte Gewissen ist groß. Um Wörter ringen ist schließlich auch nicht immer einfach. Gibt es da nicht einen besseren Weg? Kann man Bücher diktieren?

Um das herauszufinden, habe ich ein Diktierprogramm getestet und muss sagen: Ich bin begeistert.

Welches Programm darf es sein?

Ich hatte zugegebenermaßen nicht viel Lust, mich durch einen Dschungel von Programmen zu testen und habe deswegen eins ausgewählt, das ich schon vom Hören kannte: Dragon Home. Darüber hatte ich schon eine Menge Gutes gehört und der doch stattliche Preis konnte mich auch nicht abschrecken.

Die Installation ging schnell und unkompliziert vonstatten, danach muss man erst einmal alles aufsetzen. Dragon Home sucht das angeschlossene Mikrofon und bittet danach um einige Aufnahmen, um die eigene Stimme zu untersuchen. Danach erscheint beim Programmstart eine kleine Leiste mit Knöpfchen, von der aus man die Aufnahme bequem steuern kann.

Ich bin technisch sehr versiert, aber ich denke, dass das auch Leute mit wenig Computerkompetenz schnell einrichten können.

Im Augenblick bekommt man noch eine Handy-App zum Diktieren dazu, wenn man Dragon Home kauft, aber die habe ich noch nicht getestet. (Ich glaube auch nicht, dass ich das tun werde, ich bin nicht so der Typ, der gern über das Handy diktiert.)

Bücher diktieren: Die Vorteile

  • Bücher diktieren geht verdammt schnell – schneller, als sie zu schreiben. Normalerweise habe ich einen Ausstoß von 1000 bis 3000 Worten pro Tag, je nachdem, wie gut es gerade flutscht und wie meine allgemeine Zeit- und Stimmungslage ist. Mit dem Diktierprogramm sind die 1000 Worte schnell in einer halben Stunde drin. Danach: chillen oder sehen, wie weit es noch geht (mein bisheriges Maximum sind über 5000 Worte, aber da war ich auch nicht den ganzen Tag dran)
  • Es geht einem auch nicht so auf die Finger (klar), da kann sich gar keine Sehnenscheidenentzündung festsetzen. Sehr empfehlenswert für Leute, die viel mit soetwas zu kämpfen haben oder die ihren Händen mal hin und wieder was Gutes tun wollen.
  • Man kann nebenbei gemütlich Serien oder Streams gucken, das Programm achtet wirklich nur auf die Stimme.
  • Es ist gemütlich. Ein bisschen dasitzen und ins Mikrofon reden. Kein kerzengerades Dasitzen und Tippen, außer, wenn man mal was korrigieren muss.
  • Ich finde, dass Dragon Home ganz gut mit meinem Schreibprogramm Papyrus Autor harmoniert, weil die Autokorrektur einige Versprecher automatisch raushaut. Bücher diktieren wird so ganz leicht.
  • Es ist einfach zu verstehen, auch, wenn man technisch nicht sehr fit ist.

Bücher diktieren: Die Nachteile

  • Das Programm erkennt natürlich nicht alles, was man sagt, und man muss ein Auge zum Nachkorrigieren drauf haben. Unterm Strich geht es trotzdem schneller als bloßes Schreiben.
  • Doof für Fantasyautoren: Fiktive Namen werden natürlich nicht erkannt und das Programm hat auch ein paar Probleme damit, zusammengesetzte Wörter zu erkennen, die normalerweise so nicht auftauchen. Ich hatte das sehr oft mit dem Wort „Sommermeer“, das dann als „Sommer mehr“ geschrieben wurde. Kann das Programm nicht wissen. Ich meine zwar, dass man es ihm beibringen kann, aber ich fahre eigentlich ganz gut damit, fremde Wörter einfach selbst zu ergänzen.
  • Wenn mein PC mit geringer Leistung gelaufen ist, war das Programm stellenweise leider sehr langsam mit Start, Erkennung und Verarbeitung meiner Aufnahme. Bei normaler Leistung ging das Programm aber ab wie eine Rakete.
  • Dragon Home kostet nur ungefähr ein Sechstel der Professional-Edition, ist aber trotzdem noch relativ teuer.

Fazit

Also, ich find’s gut.

Das Diktieren nimmt mir doch einen erheblichen Teil der Arbeit ab, gerade, wenn ich ein bisschen kaputt bin und mir den Tagessoll sonst mühsam abpressen müsste. Dazu kommt, dass Dragon Home sehr gründlich und intuitiv arbeitet und sehr gut mit meinem Schreibprogramm harmoniert. Das größte Manko ist in meinen Augen der Preis, aber nur auf den ersten Blick, denn das Programm liefert.

Kennt ihr Dragon Home und habt ihr schon eigene Erfahrungen mit dem Diktieren gemacht?

(Beitragsbild von Unsplash)